Minimalismus und Geldanlage
Offene Gedanken.
Das Thema ist heikel und ich habe wenig gefunden im Internet. Das was ich gefunden habe hat mehr Fragen als Antworten hinterlassen. Weil an jeder Stelle, wo man Geld verdienen kann, kann auch flugs ein negativer Aspekt zum Vorschein kommen.
Philosophisches bei einem anderen Blog
Risiko der Geldanlage selbst : Soll es ganz nachhaltig, sozial sein, dann sind erhebliche Renditeabstriche und vielleicht sogar zusätzliche Risiken mitzutragen. Dem stehen auch enorme Chancen gegenüber, weil es sich trotz Aktienanlage um eine unternehmerische Anlage handelt. Nicht wenige der ganz nachhaltig direkten Geldanlagen gehen am Ende in die Pleite, weil das Geschäftsmodell auf Dauer nicht trug oder sie von größeren Firmen platt gemacht wurden oder das Risiko dabei enorm ist. Die Gefahr besteht, dass der gute Wille zum Abziehen und Veruntreuen von Kapital verwendet wird und in einem Totalverlust endet. Wir erinnern uns an PROKON und viele viele andere Unternehmen, die die Welt retten wollten.
Risiko der eigenen Liquidität: Die einen haben gar nicht so viel Geld, die anderen haben vielleicht etwas, aber die Meinungen durch die eigene Biographie (gute Erfahrungen, schlechte Erfahrungen, Prägung durch Elternhaus, Kollegen, Medien (!), Verkaufsgespräche bei Banken,…) sind mannigfaltig. Ein Grundstock für unverhergesehne Ausgaben kann hilfreich sein. Wer größeres Vermögen hat, der verkauft einfach etwas und braucht keinen Grundstock. Wer kein Vermögen hat muss das Geld quasi zinslos und mit jährlichem Wertverlust vorhalten. Wenn es die Nerven schont, dann ist es das wert.
Der elende Zeitaufwand : Alles Wissen über Renditedreiecke, – vierecke, Charttechnik, Trends, politische und wirtschaftliche Faktoren, Anlageklassen, Währungen, Volatilität , Steuern usw. haben mich unsäglich viel Zeit gekostet. Ich sehe es als Bildung an, weniger hätte vermutlich gereicht.
Risiko steigender Kosten und Lebenserwartung : Ich kann heute verstehen , dass jemand nicht sparen möchte oder sich damit nicht beschäftigen will, aber ganz und gar nicht geht nicht. Wegen der nicht ausreichenden Altersrente, wegen der niedrigen Zinsen , der steigenden Lebenserwartung und der steigenden Lebenshaltungskosten. Das kann man nicht der Politik überlassen, jedenfalls nicht vollständig.
Mieten sind im internationalen Vergleich niedrig in Deutschland. Dennoch sind sie für viele zu hoch. Warum kommt keiner drauf, dass die Gehälter zu niedrig und die Steuern zu hoch sind. Deutschland ist Steuerweltmeister. Es ist doch kein Wunder, dass es dann irgendwo fehlt. Miete und Energie und in wenigen Jahren auch Wasser. Es muss von irgendwem oder irgendwas gezahlt werden. Auch deswegen ist Geld nicht unwichtig.
Die Ablehnung gegen Wohneigentum ist in manchen Bevölkerungsgruppen so stark , dass die Enteignung oder finanzielle Einschränkung der Besitzer gefordert wird. Nur dass es dadurch keine einzige Wohnung mehr gibt. Bauen hilft, kleinere Wohnungen helfen, ein attraktiveres Leben auf dem Land hilft, Bauen in die Höhe hilft, mehr Wohneigentum hilft. Wer eine Wohnung besitzt kommt mit weniger Geld aus. Die Deutschen haben die geringste Eigentumsquote in Europa. Die Griechen sind pro Kopf reicher. Nicht weil die Deutschen nicht kaufen konnten, sie wollten es nicht. Und heute ist es fast unerschwinglich zu kaufen, weil jahrelang zu wenig gebaut wurde und gleichzeitig der Platzbedarf pro Person anstieg. Selbst Singles möchten heute Arbeitszimmer, Gästezimmer, getrennte Küche und Wohnzimmer. Wo früher eine ganze Familie wohnte sind heute ein bis zwei Menschen mit Ansprüchen, wir leben ja nicht in der Nachkriegszeit, sondern im Überfluss. Und Konsum fordert seinen Platz in der Wohnung.
Was bisher geschah : Ich kämpfe schon lange mit der Frage, wo und wie mit dem Geld umzugehen ist, habe x- Mal Ein- und Ausgaben elektronisch erfasst, habe vor Jahren Tagesgeldhopping betrieben als es noch Zinsen gab und diese oder jene Anlage probiert und wieder verworfen bzw. gekündigt. Ökologie war jahrelang ein Geldverbrenner , vor einigen Jahren änderte sich der Markt. Ökologie könnte hemmungslose Ausbeuter überflügeln, weil die großen Volkswirtschaften entsprechende Vorgaben machen : CO2….
Ein Lösungsansatz : Anstatt den Kapitalismus zu bekämpfen und ohne Geld und Einkommen zu leben kann man überlegen den Kapitalismus auszunutzen. Da wo er weniger hässlich und schlichtweg ein Fortschritt oder guter Handel ist. Es geht kein Weg an Aktien vorbei. Um mit wenig Geld eine Streuung zu erreichen und nicht in schlimmste Lasterhöllen, Kinderarbeit oder Kriegsmaschinerie zu investieren empfehlen sich ETf (Exchange Trade Fund) auf Aktien, die mit vernünftigen Kriterien ausgestattet sind : ökologisch, sozial, nachhaltig, Kreislaufwirtschaft, Tierwohl, Wasserschutz,…. Die Kriterien sind als ESG Kriterien bekannt.
Meine Lösung :
Als Minimalist gilt die Formel : Zeit=Raum=Geld
Ich möchte viel davon haben um dann =sorgenfreier ergänzen zu können. Mit weniger Raum und evtl. weniger Geld, wenn ich mir dafür mehr Zeit auswählen dürfte. Einige Minimalisten wohnen bewusst in weniger Raum. Ein Nebeneffekt sind geringere Lebenshaltungskosten ( nicht immer, kleine Wohnungen haben einen hohen Quadratmeterpreis ).
Nach vielen Jahren der aktiven Geldanlage habe ich mein Hauptkonto so gestaltet, dass ich wochenlang nicht reinschauen müsste. Ich besitze dort keine Einzelaktien mehr und Zinsprodukte verbieten sich von selbst. Ich könnte es auch ausgeben, dann wäre es auch weg. Man muss es nicht zur Vernichtung durch die Bank im Wert verfallen lassen, bis auf einen Sockelbetrag natürlich.
Der ideale Zustand wäre für mich nicht mehr an Geld denken zu müssen. Dann wäre die Zeit maximiert. Das Zahlen im Laden oder die abgebuchten Dienstleistungen auf dem Konto holen einen dennoch sehr schnell ein.
Ich will versuchen nur noch zum Monatsende auf das Konto zu schauen, um dann Buchungen zu kontrollieren. Das ersparte Kapital ist einem ESG ETF weltweit angelegt und als „Sachwert mit Schwankungen“ relativ sicher. Würde meine Hausbank pleite gehen würden mir die Wertpapiere dennoch bleiben.
Der Nachteil von solchen ETF ist, dass Unternehmen enthalten sein können, die der eigenen Vorstellung von Ökologie, Nachhaltigkeit, Sozialwesen ( sagt man das so ? ) nicht entsprechen. Genannt wird in diesem Zusammenhang der Gewissensbisse häufig das Unternehmen Nestlé.
Irgendeine Kröte muss man schlucken, hoffentlich die Kleinste
Wie denkt ihr über Geld oder Geldanlage. Ist das böse, ein Tabu ? Spart ihr oder lebt ihr lieber im Jetzt und Geld ist außerhalb der Sicht ?
Endlich mal ein Finanzbeitrag, der nicht die üblichen Schlagzeilen zum x.ten Mal wiederkäut. Sehr angenehm.
Meine derzeit beste Geldanlage ist der Genossenschaftsanteil an der Wohnungsbau-Genossenschaft bei der ich auch meine Wohnung habe. 4% Dividende gabs bislang immer. Ich bin ein großer Fan von geringen Fixkosten und optimiere, was das Zeug hält. Haushaltsbuch seit Mitte der 90ger, monatlich checke ich Strom- und Gasverbrauch, alle paar Monate Kosten für die Prepaidkarte, Internetleitung, etc. etc. etc. –
Die letzte Gehaltserhöhung (endlich werde ich nach Tarif bezahlt), habe ich mir dann überwiegend doch in Zeit auszahlen lassen, sprich Teilzeitstelle noch etwas reduziert. D.h., aber auch entsprechend weniger Geld, was ich zurück legen kann. Zeit und Gesundheit sind mir da wichtiger.
Gesundheit, Zeit, Raum, Geld.
Es muss alles genügend vorhanden sein.
Wie viele Menschen mögen Überstunden machen und sich trotzdem für eine Urlaubsreise verschulden oder ein teures Auto ?
Der Minimalist lässt sich nur treiben wenn er will ( in der Natur, im Hobby, beim Lesen,…aber nie im ungezügelten Konsum „Konsumpf“ ), ansonsten ist er hellwach und stellt ein Gleichgewicht her. Kosten werden kontrolliert. Es gilt : weniger ist mehr, aber genügend muss auch da sein. Auch Geld. Zeit ist das teuerste Gut. Sie ist endlich und wer nicht arbeitet bekommt in der „Freizeit“ kein Geld.
Die Baugenossenschaft schützt vor Eigenbedarfskündigung, überhöhten Mieten. Man ist Besitzer und Mieter gleichzeitig. Eigentlich eine ideale Wohnform. Leider gibt es zuwenig davon.
Hallo Thorsten,
sich mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen, empfinde ich schon als wichtig und die aufgewandte Zeit, um all die Begriffe zu lernen und Zusammenhänge zu verstehen, als Investition in die eigene Zukunft.
Trotzdem kann man sich natürlich darin verlieren. Meine Investitionen sind langfristig angelegt. Deshalb ist mir die tägliche Nachricht darüber, wie der DAX schließt, ziemlich egal. Mich interessieren Zeiträume von Jahren, nicht das tägliche Auf und Ab. Damit lebt es sich schon mal wesentlich entspannter.
Und um noch etwas Druck rauszunehmen, wird ein fixer Teil meines monatlich verfügbaren Geldes direkt zu Monatsbeginn auf ein anderes Konto überwiesen. Dann gerate ich gar nicht erst in Versuchung, es vorzeitig auszugeben. Alle paar Monate schaue ich dann, wie ich dieses Geld anlegen möchte. Aber im Grunde ließe sich auch das automatisieren.
Lieber Gruß
Philipp