
Die Durchsatzhölle von Minimalismusanwärtern
Dieses Posting richtet sich an Menschen, die gerade angefangen haben sich dem Minimalismus zuzuwenden oder mitten auf dem Weg sind.
Der Anfang ist recht leicht. Eine Schublade ausleeren und sortieren, ein altes Handtuch aussortieren oder Kleidung wegbringen, die man nicht trägt. Ein paar Bücher oder Medien, die seit 10 Jahren ungenutzt herumstehen.
Es geht voran und die Wohnung leert sich – etwas.
Und dann passiert es : es wird wieder voller !
Die Ursache könnte sein, dass der freie Platz als Einladung zum erneuten Vollkaufen genutzt wird, weil „da ist ja Platz zum Hinstellen“.
Meine Analyse zu diesem Phänomen : Das „alte“ Verhalten Dinge zu kaufen und hinzustellen, weil es dann „gemütlicher“, „praktischer“ oder „moderner“ ist oder durch Spontankäufe vollkommen unkontrolliert passiert, ist noch unter der Oberfläche des wachsenden Minimalismusbewusstseins vorhanden. Der Mensch sammelt gerne und stopft sein Umfeld voll. Das intuitiv, leider.
Das „neue“ Bewusstsein will erst geübt und verinnerlicht werden. Das kann Monate, eher Jahre dauern. Es hat etwas mit Disziplin zu tun und mit der Erkenntnis dass das erneute Zumüllen der Wohnung wieder im alten Trott endet und somit alle Bemühungen umsonst waren. Geld weg, Müll im Haus. Das muss so nicht enden.
Es kann auch zur „Durchsatzhölle“ werden, wenn intensiv ständig gekauft und aussortiert wird. Baue Pausen ein, um diesem Hin- und Her zu entkommen.
Was gegen diese Rückfälle hilft :
Erstens, analysiere warum du wieder angefangen hast die Wohnung zuzumüllen. Traurigkeit, Einsamkeit, Depression, Langeweile, da ist einiges möglich. Manche kaufen statt/außer Deko oder Klamotten plötzlich Süßigkeiten oder Fast Food. Dafür gibt es sicher einen Auslöser. Die Werbung ärgert hier auch mit Parolen : „Gönn dir was !“ „Fun Fun Fun“ „Gib Geld aus, dann bist du modern“. Warum brauchtest du das, was „irre praktisch“ daher kommt bisher nicht ? Lass es erst einmal im Laden liegen und überleg dir das gründlich.
Zweitens : Mache Fotos von vorher und nachher und/oder mache dir deutlich, was du schon geleistet hast. Bevor du den Dekotand in das Regal müllst mache dir deutlich wie einfach du jetzt putzen kannst und wie schön leere Flächen sind. Man kann ja zeitweise etwas hinstellen, die Möglichkeit zählt. Ausnutzen muss man das nicht, es gibt keine Verpflichtung etwas in ein leeres Regalfach zu stellen.
Schönheit gibt es in der Natur und in Museen, das muss man nicht in Regalgräber schaufeln. Wohnungen sind keine Museen, keine Puppenstuben und keine Staublager.
Drittens : Schaffe die Regale und Schränke (raus aus der Wohnung !), die du komplett leer räumen konntest. Was da nicht mehr steht, kann nicht mehr zugemüllt werden.
Hallo Thorsten,
Diese Beobachtung mache ich hier auch immer wieder. Man hat gerade Platz geschaffen und Schupps – da steht schon wieder was. Die Mitbewohner im Haushalt sabotieren einen gerne.
Auf dem Blog von Esther von EstherLovesLife bin ich zu dem Theme erst kürzlich über einen wirklich passenden Artikel gestolpert: https://www.estherloveslife.de/lust-auf-shopping-tue-dies-stattdessen/
Oft ist das ständige Shoppen auch nur eine Gewohnheit. Und da muss man sich bewusst umgewöhnen.
Viele Grüße
Vanessa
Hallo Vanessa, die Zeit zum Shoppen hätte ich gar nicht. Was machen die Vollzeitshoppenden denn neben dem Beruf, hm. Und welche Interessen haben sie, Shopping aus Langeweile ? Hm…
Oh ja, das Gesetz von Parkinson ist da sehr augenöffnend. Und Horror Vacui.
Ich finde es so angenehm, wenn es „leer“ ist. Visuell ruhig und generell sehr klar.
Insofern ist Minimalismus für mich schlicht: Klarheit.
Hallo, du hast zum Glück wenig Möbel zum Zumüllen. Ein wahres und authentisches Vorbild !
Die Klimax ist vielleicht das offene „Setzregal“, das mit Deko voll gefüllt werden muss, oder ?
Ich überlege gerade, ob man diese Setzkästen aus früheren Zeiten heute vielleicht Kallax nennen könnte… (das beliebte Regal aus dem Elchshop)…
Herrlich ! Ja Kallax und darin Körbe und darin Ordner und Schachteln. Tonnenweise Müll !