Parasitäre Dinge
Es gibt sie, die Plagegeister, die einem alle Tage in der eigenen Wohnung begegnen. Man ärgert sich über sie und wird sie irgendwie nicht los.
Beispiele :
Das eingerissene Handtuch, das längst ersetzt werden sollte
Die flackernde Glühbirne, die irgendwie noch funktioniert, aber nicht richtig
Die zu enge Hose, die gerade so passt, aber nicht wirklich
Die Socke mit dem Loch, die es immer wieder in die Wäsche schafft
Der Kugelschreiber, der gar nicht oder unzuverlässig schreibt, vielleicht sogar kleckert.
Der Stuhl, um den man jedes Mal herumgehen muss, wenn man geradeausgehen möchte.
Das Regalfach im Schrank, das nur noch an drei Stellen befestigt ist und nur bei richtiger Lage der Wäsche hält
Das durchgebrochene Lattenrostbrett, das irgendwie hält, aber nicht richtigen Halt gibt
Das Haushaltsgerät, bei dem der Griff immer abgeht oder sich dreht obwohl er fest sitzen sollte und damit das Bedienen erschwert
Die Fahrradbremse, die man ganz durchgreift aber trotzdem kein richtiges Bremsen feststellt
Die quietschende Fahrradkette, die man seit 2018 fetten wollte
Das vergilbte Namensschild an der Klingel, wozu auch, ich weiß ja dass ich da wohne 😉
Die tote Pflanze im Blumenkasten auf dem Balkon aus dem Sommer 2020
Die quetschende Nagelschere, die eigentlich schneiden und nicht quetschen sollte
Der Schuh mit dem Loch in der Sohle, das nur auffällt wenn man bei Starkregen rausgeht.
Dinge, die im Weg stehen, kaputt oder tot sind oder gerade so noch funktionieren sind Teil einer unperfekten Welt, denn die Welt ist unperfekt und Bestandteile vergänglich.
Hier muss man aufmerksam sein und überlegen, was wirklich zählt. Solche Gegenstände können parasitär sein, denn sie erzeugen Widerwillen, kosten Zeit, machen keine Freude.
Kann der Gegenstand repariert werden ?
Wird der Gegenstand noch benutzt ?
Kann der Gegenstand durch eine verbesserte Ausgabe ersetzt werden ?
Kann der Gegenstand anders oder woanders genutzt werden, sodass er nicht mehr so parasitär wirkt ?
Ganz sicher hat man weniger dieser Parasiten wenn man insgesamt weniger Besitz hat.
Es ist auch möglich, dass ein parasitärer oder unperfekter Gegenstand in seiner ärgerlichen Form eine Weile oder dauerhaft akzeptiert werden kann. Eine Plastikkanne mit Loch ist dafür ungeeignet, eine Socke mit Miniloch dagegen kann getragen werden (oder repariert).
Für solch einen Gegenstand/Situation muss der Aufwand zum Beheben des Ärgernisses, das Reparieren oder zum Loslassen abgeschätzt werden. Tut man es nicht bleibt es für immer und ärgert wiederholt.
Derzeit habe ich zwei solche Parasiten :
Drei Glassteine, die von einer Deckenlampe abgefallen sind und die ich seit 1 Jahr dort ankleben möchte, mangels Kleber aber immer wieder verschiebe. Ein gesprungenes Waschbecken, „tut doch noch“.
Gibt es bei dir auch parasitäre Gegenstände/Situationen in deinem Wohnumfeld ? Wenn ja, wie gehst du damit um, akzeptierst du die oder änderst du ruck zuck ?
Bei uns sind es die Teller. Die sind alle unterschiedlich, über die Jahre zusammengesammelt, und treiben mich jedes Mal in den Wahnsinn, wenn ich die Spülmaschine einräume. Irgendwas steht immer so, dass es nicht richtig sauber wird, weil die Teller alle verschiedene Größen, Vertiefungen, etc. haben. Ich glaube die Anzahl der meisten gleichartigen Teller bei uns ist drei. Natürlich funktionieren sie alle für sich betrachtet, wir können davon jedenfalls essen. 😉 Denke schon lange darüber nach, mal ein zusammenhängendes Service anzuschaffen, doch der Gedanke „es geht ja auch so“ kommt immer dazwischen.
Hallo Julia,
die Teller, die sozusagen aus der Reihe tanzen. Du hast Recht, verschieden geformte Teller verhindern das gute Einräumen und Spülen. Das war mir gar nicht so klar, aber wo du das jetzt schreibst. Wer von Hand spült hat da wohl einen Vorteil.
Wir haben einfarbige ( mittelblaue) Teller, das ist zeitlos. Weiß wird schneller unansehnlich, Muster blättern evtl. ab oder bleichen, werden unmodern. Das war vor 20 Jahren (?) unsere Motivation.
Nachdem ich den Kommentar geschrieben habe, ist mir klar geworden, es ist tatsächlich nur ein Problem wegen der Spülmaschine. Ansonsten wär’s egal. Verrückt irgendwie, man muss es dem Gerät genehm machen. Wobei ich zugeben muss, ich mag auch eine gewisse optische Einheitlichkeit. Aber vielleicht fällt es mir inzwischen auch nur so sehr auf, weil ich mit der Maschine immer Einräumtetris spielen muss. 😉
Hallo Julia,
im Groben haben wir diesen Effekt bei unserer Spülmaschine auch jedes Mal. Töpfe,Schalen, Teller, Tupperdosen, alles Mögliche muss eingeordent und umgeordnet werden. Das unterste Fach ist manchmal zum Verzweifeln und nicht alles passt hinein oder wird dann wirklich sauber, wenn dumm oder zu dicht gesteckt : Topf, Pfanne, Deckel….
Tetris macht machmal Spaß, ist aber auch nervig. Übung macht den Meister…
Was mich beruhigt ist, dass ich diese Mengen an Geschirr mit ein paar Litern Wasser Verbrauch (unserer Maschine unter 10 Liter im Energiesparprogramm) sonst gar nicht schaffen würde. Abgesehen von der Zeit. Die Spülmaschine ist – wenn voll – unschlagbar günstig im Verbrauch. Das Wasser, das bei Herstellung und Entsorgung anfällt ist natürlich eine andere Geschichte….
So verbleiben uns die Holzsachen für die Handwäsche und gglfs. die Töpfe, die nicht mehr hineinpassten.
Ja, ich stopfe die Maschine auch immer sehr voll um den niedrigen Verbrauch auszunutzen, wir haben tatsächlich nur so eine schmale (passte leider in der Küche nicht anders). Müslischalen, Topfdeckel und eben erwähnte uneinheitliche Teller finde ich am nervigsten reinzubasteln. Bei Holz bin ich aus dem Grund inzwischen übrigens zwiegespalten, ich finds schön, aber muss es von Hand spülen – ein Zeit- und Energiefresser. Aber große Töpfe muss ich sowieso auch von Hand spülen.
Klar müssen solche Geräte auch hergestellt und entsorgt werden, doch ich hoffe, entgegen dem allgemeinen Trend, dass sie lange durchhält. Meine Eltern hatten mal eine Maschine über 25 Jahre, es mussten nur mal Dichtungen getauscht werden. War dann zum Schluss eventuell nicht mehr so energiesparend pro Durchlauf, aber das war noch zu der Zeit, als die Geräte nicht zwei Tage nach Garantieablauf zerfallen sind.
Das kommt mir alles bekannt vor. Auch die Haltbarkeit alter Geräte, die waren einfach besser 🙂
An Holz haben wir nur die Frühstücksbretter, die aber jeden Tag ein- bis zweimal und Holzrührlöffel, weil ich nicht mit Plastik in heißen Töpfen rumrühren möchte, da geht durch Hitze und Reibung garantiert etwas ab, wenn die altern.
Und es gibt noch ein kleines Messer mit Holzgriff und ein Brotmesser, welches ich seltener spülen muss.
Moin Thorsten,
ein Ding ist mir auch eingefallen, ein Badehandtuch wo der Henkel abgerissen ist schon seit langem. Immer wenn ich es sehe denk ich, ach du wolltest es doch annähen und dann naja 😀
Ist halt auch so, dass ich dieses Badetuch nur äußerst selten in Gebrauch hab, drum schieb ich das immer. Vermutlich näh ich den Henkel dran wenn meine anderen zwei mal gleichzeitig in der Wäsche sein sollten, denn dann müsste ich das parasitäre ja aufhängen können, weil ohne Henkel läßt es sich nicht an den Haken hängen ohne runter zu fallen.
LG Aurelia
Oh ja, ein gutes Beispiel. Man gewöhnt sich daran, aber irgendwie doch nicht 😉
Na jedenfalls hat das Handtuch bei dir eine Perspektive. Das wird schon.