
Warum dein Garten nicht minimalistisch sein sollte
So schön der Minimalismus in der Wohnung ist, desto weniger ist er für einen nachhaltigen und ökologischen Garten geeignet. Das Wohnen in festen Wänden aus Stein, eine künstliche Angelegenheit, so lange gibt es das noch gar nicht . Mit dichten Fenstern, Heizung , fließend Wasser, Stahl , Glas und Kunststein wurde der Schnitt von der Natur endgültig vollzogen.
Deshalb lieben wir Balkons, Gärten, Wälder, Gewässer.

Wie unnatürlich ist das eigentlich in einer Betonwüste zu wohnen nd für eine Erholung im Wald weit aus der Stadt fahren zu müssen. Dann muss der Park, der Balkon, die Straße mit den Straßenbäumen, die bunten Vorgärten oder die Kleingartenanlagen herhalten.

Wer einen Balkon oder einen Garten hat , hat die Möglichkeit etwas Natur zurück zuholen. Und das sind bitte nicht die Pflanzen, die es oft beim Discounter gibt , gefüllte Blüten bringen gar nichts. Sie sind zudem regenanfälliger. Einfach blühende Sorten mit vielen Staubgefäßen sind am besten.

Blühende Stauden und Sträucher , möglichst mit Blühzeiten über das Jahr verteilt sind ideal. Ein Stück Wiese oder ein Topf auf dem Balkon , in dem sich Wildkräuter selbst aussähen oder wo man etwas nachhilft, vielleicht mit winterharten Gewürzpflanzen wie Thymian oder Oregano sind ein gewisser Ausgleich für den Raubbau an Fläche.

Keine Schotterflächen, keine Zierkiesel, keine Steine. Diese verschlechtern das Mikroklima.
Die Natur möchte keinen Minimalismus im Sinne von „möglichst wenig“. Wo „möglichst wenig“ realisiert wird, Steine, Beton, Metall und Plastik installiert werden oder bloßer Rasen liegt ist ökologische Wüste.

Auch „möglichst wenig“ in der Form von geometrischer Strenge mit wenig Pflanzenarten sind eine Katastrophe. Sitzt der Schädling in einer Pflanze wandert er schnell von Pflanze zu Pflanze. Zudem bieten Monokulturen auch nicht so viel übers Jahr für Insekten.
Im Hausgarten ist eine unversiegelte, artenärmere Bepflanzung nicht ganz so tragisch. Die Flächen sind nicht so groß, die Nachbarn haben evtl. andere Pflanzensorten Die Vielfalt kann sich immer noch durch ein Netz von verschiedenen Gärten ergeben. Leider sind es dann doch oft die Thuja oder der Kirschlorbeer aus dem Baumarkt. Beides eine schlechte Wahl. Ökologisch toxisch.
Trotzdem sollte der Ehrgeiz sein : der Garten oder der Balkon an sich sollte auch eine Vielfalt bieten, so weit es eben geht. Mit dem Anspruch die Vielfalt jedes Jahr zu erhalten oder zu verbessern. Im Gegensatz zu Möbeln in der Wohnung verändern sich Pflanzen durch Wachstum oder Absterben von selbst. Na ja, wenn so ein Möbelstück nicht kaputt geht, aber größer wird es nicht 😉
Hier muss man unter ökologischen Gesichtspunkten mit anderen Mitteln herangehen : möglichst viele blühende Arten, möglichst wenig Versiegelung und dabei im Blick , dass der Garten pflegeleicht bleiben soll.
Das ist fast schon ein Widerspruch. Viele Pflanzen, wenig Arbeit. Das geht nur mit viel Erfahrung und Investition in Wissen. Der Zeitaufwand beim Bepflanzen und Pflegen ist viele Jahre hoch. Bis die Pflanzen größer sind, die passenden Standorte identifiziert und zum Boden und Klima unpassende Pflanzen gegangen sind. Größere Pflanzen werfen Schatten und unterdrücken Unkraut. Das erleichtert die Arbeit.
Leider ist die Geduld oft gering. Da ist dann die Versiegelung, das Setzen teurer Solitärpflanzen , Einheitshecken oder Rollrasen gewünscht. Mit viel Geld soll es „pflegeleicht“ sein und zwar sofort. Klasse, genau wie bei einem Grab : Platte drauf, Pflanzen rein und Schluss mit Allem bis auf einen repräsentativen „Baum“, der eingekeilt nicht höher als drei Meter werden soll bitteschön. So ein toter „Garten“ ist dann minimalistisch im Sinne von Design , wenig drin, etwas für’s Auge, wem sowas gefällt. Granit , Gabionen, Stahl, die Gärten des Grauens. Ein Massengrab zum Repräsentieren sozusagen.
Gartenarbeit ist vergleichbar mit dem Ausräumen , Ausmisten, Putzen und ordentlichem Einräumen in der Wohnung: Es ist von Zeit zu Zeit notwendig.Die Regelmäßigkeit macht es (einfacher/besser).
Deshalb ist der Ansatz „Maximalismus in der Vielfalt der Bepflanzung und Minimalismus in der Pflege“ ein spannende Herausforderung. Der Widerspruch löst sich zunehmend auf mit dem Reifen des Gartens. Je älter er wird, desto weniger Pflege ist notwendig.
Merke : wenn die Bemerkung vom Besucher fällt „des sieht schee aus !“ dann höchste Alarmstufe, denn es ist vermutlich klinisch tot. Erfolgt nur ein ungläubiger Blick mit Stirnrunzeln und Schweigen , dann ist es genau richtig für die Natur. Mit vorsichtigen Eingriffen und erkennbarer Pflege und ein paar dezente Blüten kommt dann vielleicht doch ein Lächeln.
Gut geschrieben 🙂
Garten darf unordentlich und üppig sein, die Pflege minimalisiert sich dadurch ganz von selbst. Wie nervig muss es sein, Englischen Rasen zu pflegen oder diese unsäglich häßlichen Steingärten zu betrachten. Warum nicht einzelne schöne Steine als kleine Hinkucker zwischen die Pflanzen legen und sich freuen wenn sie Moos ansetzen.
Ach ja, es gibt so viel zu entdecken im Garten oder auf dem Balkon, wenn man nur ein bisschen gelassen bleibt und die Natur machen läßt.
Ha, gute Idee, allerdings wächst es bei mir zu. Ich habe Steine, Kiesel, Steinkreise wiedergefunden. Die sinken ein, wachsen zu. Ein größerer Brocken müsste es sein. 😉
Na da sollte sich doch was finden lassen, ansonsten einmal im Jahr statt Ostereisuche Steinesuche 😀
Schöner Beitrag! Wir haben Nachbarn mit Schottergarten, es ist wirklich gruselig. Nicht nur ökologisch tot, auch kommt alle paar Wochen eine Gartenfirma zum mähen und stutzen und kärchern und macht dabei den halben Tag Krach. Es ist also nicht mal pflegeleicht.
Hatte ich das auch bei dir hier gelesen, dass die konventionellen Supermarkt- und Baumarktpflanzen oft mit Pestiziden voll sind und damit dann auch gar nicht insektenfreundlich sein können (abgesehen davon dass sie oft gefüllt sind)? Das hat mir noch mal zu denken gegeben und hält mich ab jetzt auch von Impulskäufen bei sowas ab.
Generell ändere ich auch langfristig unsere Balkonbepflanzung. Bei uns scheint ab mittag die Sonne drauf und die Mengen an Wasser kann ich mit gutem Gewissen da nicht mehr ständig reingießen. Für nächstes Jahr sammele ich nun nach und nach Saatgut von heimischen Wildblumen am Wegesrand – ähnlich wie die, die man auf deien Fotos sieht. Diese und ein paar mediterrane Kräuter sollten die erhöhte Trockenheit und Hitze hoffentlich besser aushalten, wenn man sie mit einem großen Pflanzgefäß kombiniert. Jedenfalls finden wir es auch sehr schön, wenn alles etwas durcheinander wächst und man auch mal was zum Zupfen oder Buddeln hat.
Hallo Nina,
ja die pflegeleichten Gärten sind es evtl. gar nicht. Bei den Schottergärten kommt früher oder später doch das Unkraut, trotz dichter Netzplane unter den Kieseln. Durch Anflug von organischem Material, Blätter und so. Die Natur lässt das Schotterbett nämlich nicht in Ruhe 😉
Bei der Bepflanzung geduldig sein. Manches funktioniert, manches gar nicht, manches nur kurzzeitig und verschwindet wieder.
Mittlerweile gibt es die Sortimente „bienenfreundlich“ in den Gartencentern oder im Versand. Die Discounter laufen hier noch hinterher, weil die Leute noch ihre Geranien wollen. Ab und zu ist dann doch was dazwischen mit Sticker „bienenfreundlich“. Noch zu wenig. Der Käufer entscheidet 🙂
Wildkräuter akzeptieren ist schwer, aber die wachsen nur, wo sie auch können. So wirklich invasiv ist es nur, wenn keine Pflanzen da sind, die es begrenzen. Durch Abschattung. Ansonsten muss eben etwas korrigiert werden, bei mir wuchert der Gundermann. Den muss ich im Frühjahr konsequent zurückdrängen sonst verdrängt er die gerade austreibenden anderen Stauden. Später halten diese ihn in Schach. Überall „Baustellen“, das ist Natur.
Für trockene, helle, heiße Standorte wie Balkone gehen prima Sedum- und Sempervivumarten. Gießen und Düngen weitgehend unnötig. Und den Insekten bieten sie bei Blüte auch etwas.
Manche Arten werden im Sommer knallrot, aber nur wenn nicht gegossen wird ! Probier das eventuell aus, dann hast weniger Sorgen wegen Wassermangel und Bitte. Ein Thymian dazwischen lockert auf.