
Wohnprojekt Hitzacker Dorf
Wir haben uns auf YouTube eine Doku über dieses Projekt angeschaut und sind auf einer Radtour an dem Projekt vorbeigefahren. Um die Privatsphäre zu wahren haben wir nur ein Foto vor dem Dorfeingang gemacht .
Hier ein Link zum Projekt mit Video und vielen Infos.
Mehrere Häuser sind bewohnt, es gibt aber keine befestigte Straße oder Weg, sodass das Ganze von Weitem super aussieht, aber innerhalb eher wie bei einem Neubaugebiet , die provisorische Straße lässt das ganze Dorf teilweise wie Rohbau erscheinen. Einzelne Quadratmeter nah am Haus sind mit Blümchen bepflanzt davor Wildnis, Kies, festgefahrenerer Schutt. Bei Regen wird das eine Herausforderung vermutlich.
Es scheint, dass Corona und der Materialmangel auch dort verlangsamend eingegriffen haben. Ich kann mich aber auch irren. Es wird ja alles von eigener Hand erledigt und Hände brauchen Zeit.
Für uns wäre das nicht so geeignet glaube ich. Den Idealismus des kommunenhaften Zusammenlebens teilen wir nur schwer. Die, die den Idealismus teilen, haben wahrscheinlich weniger finanzielle Mittel, und die, die ausreichend finanziele Mittel haben wollen vielleicht mehr Eigenes und Individuelles. Da bleiben dann noch Rentner, die sich verkleinern wollen. Das wurde in der Tat in einem der Videos auf YouTube angesprochen. Ein prozentuales Übergewicht von älteren Menschen, was so nicht beabsichtigt war.
Problematisch ist sicher auch die abseitige Lage im Land. Arbeitsplätze sind dort generell rar. Die ganze Region hänge davon ab, dass Geld von außerhalb reinkommt, wie die Inhaberin eines produzierenden Unternehmens (Möbel, nachhaltig, in x-ter Generation nach Umstellung) in einem anderen Video über die Gegend deutlich sagt.
Mobilität ist mit dem Fahrrad lokal begrenzt möglich, sonst ohne Auto über die Stadtgrenze nur noch mit der Bahn möglich. Busse kann man eher vergessen. Denn viele Ortschaften dort haben gar keinen Anschluss oder etwa Haltestellen. Die Busse fahren auch nicht unbedingt dorthin wo man möchte , sind eher Schulbusse und fahren zeitweise gar nicht oder nur als Ruftaxi. Das Auto ist daher notwendig und muss wenigstens geliehen oder geteilt werden. Die Entfernungen zu den größeren Städten bleibt als Hemmschuh zum Pendeln. Nicht jeder kann in der benachbarten Waldorfschule arbeiten oder eine Praxis als Naturheilkundler eröffnen.
Dennoch halte ich dieses Wohnprojekt richtungsweisend, positive Effekte werden geübt und können erforscht werden.
Solche Projekte finde ich interessant – wenn ich sie von außen und mit Distanz betrachten kann. Für sowas muss man vielleicht geboren sein. Die Abhängigkeit von Autos würde mir gegen den Strich gehen und auf der Baustelle mithelfen: Bloß nicht. Es ist aber gut, dass Leute solche Projekte ausprobieren. Das schafft Wohnraum und an anderen Orten wird dadurch entsprechend Wohnraum frei 😉
Jeder Bau ist willkommen. Da wird manchmal gegen teure Neubauten in der Stadt argumentiert, es würde nur für die Reichen gebaut. Es ist eben teuer zu bauen und dort ganz besonders. Und doch zieht dann jemand ein und macht woanders was frei. Das nutzt dann auch denen, die nicht soviel Einkommen haben. Leerstand wäre dagegen ein Problem, ungenutzter Wohnraum. Haben wir das ? Ich glaube nein.
Es wird auch gegen das Eigenheim argumentiert. Aber wenn die verschwinden würden hätten wir nur noch Wohnklötze. Wer garantiert dann, dass die freigewordenen Fläche als Parks zur Verfügung stehen ? Da stehen dann auch noch Wohnklötze drauf. Kleingärten verschwinden gerade in Hamburg und werden mit solchen Wohnklötzen bebaut. Dann ist auch die Biodiversität weg. Wohnklötze bieten mit ihren Rasen- und Steinflächen viel weniger.
…und so, wie es heute oft läuft, wären das vermutlich Wohnklötze mit schicken und sündhaft teuren Mini-Wohneinheiten. Daran erfreuen sich dann im ungünstigsten Fall alle Immobilienspekulanten. Dann besser durchmischt.